Über

Über die Oma

Möchten Sie mehr über unsere Oma erfahren? Schön. Als ein Kind ihrer Zeit mit weniger Möglichkeiten als heutzutage ist ihr Leben eher unspektakulär verlaufen.

Geboren kurz vor dem ersten Weltkrieg in Kirchheimbolanden als viertes von fünf Kindern in einer gutbürgerlichen Familie ist sie in eine Zeit hineingewachsen, in der das Geld stets knapp war. Immerhin legten ihre Eltern großen Wert auf die Ausbildung ihrer Kinder: statt ihre Tochter möglichst schnell unter die Haube zu bringen (und so einen Esser loszuwerden), sparten die Eltern am eigenen Einkommen, um die Tochter bei einem Friseur in die Lehre schicken zu können. Jaja, damals musste man noch buchstäblich “Lehrgeld zahlen”.

Jugend und erste Ehejahre

Als sie ungefähr 18 Jahre alt war, lernte sie über den Sportverein ihres älteren Bruders einen ebenfalls 18-jährigen jungen Mann kennen, der ihr sofort den Hof machte. Gemeinsam mit ihrer Clique unternahmen sie viel, waren viel in der Region unterwegs, und leisteten sich einmal in der Woche einen Besuch im Kino. Anschließend ging es in eine Gastwirtschaft, wo sie die Pfennige zusammenzählten, um sich ein Glas Bier leisten zu können. Oma trank davon zwei oder drei Schluck, das reichte ihr völlig, und Opa bekam den Rest. Den Verdienst legten sie fast ganz zur Seite, um auf ein gemeinsames Leben zu sparen. Als sie 25 Jahre alt waren, war es soweit: sie konnten es sich leisten zu heiraten und in Ludwigshafen eine Wohnung einzurichten. Und das Geld reichte sogar noch für Urlaubsreisen: meist ging es in die deutschen Alpen, nach Oberstdorf oder ins Berchtesgadener Land.

Im Alltag hatte man sich häuslich eingerichtet und Oma stellte sich auf ein Leben als Hausfrau ein. Schmunzelnd erzählten beide, dass die Umstellung im Leben nicht ganz ohne Widrigkeiten gelang. Eine Anekdote berichtet, dass Oma, als sie ihren allerersten Kuchen allein backen wollte, die Behälter für Salz und Zucker miteinander verwechselt hatte. Stolz präsentierte sie Opa ihren ersten Kuchen – und der war völlig ungenießbar. (Aber wie es so ist: Fehler sind dazu da, um daraus zu lernen, und im Laufe der Jahre wurde Oma zur allerbesten Kuchenbäckerin in der ganzen Familie.)

Bald nach der Hochzeit kam der zweite Weltkrieg. Oma war zunächst verpflichtet, in der Rüstungsindustrie zu arbeiten, Opa kam an die Front, konnte aber anfangs immer wieder nach Hause. Als Oma schwanger wurde, durfte sie ins Pfälzer Umland ziehen, dorthin, wo sie selbst geboren war und wo dann ihre Tochter zur Welt kam. Als ihr Elternhaus in Ludwigshafen ausgebombt wurde, fuhr sie wöchentlich zurück nach Ludwigshafen, um ihre Eltern mit den nötigsten Lebensmitteln zu versorgen.

Irgendwie überstand die Familie den Krieg. Als der Krieg zu Ende war, ist Oma wieder nach Ludwigshafen zurückgekehrt. Sie kaufte ein zerbombtes Grundstück und schaffte es als Trümmerfrau, mit Hilfe ihres Vaters und eines Bruders ein Haus zu bauen. Opa steckte erstmal in einem russischen Kriegsgefangenenlager irgendwo hinter dem Ural fest. Es sollte bis 1949 dauern, bis er endlich heimkam.

Nach dem Krieg

Die Zeit des Wirtschaftswunders erlebten unsere Großeltern wie die meisten anderen Deutschen auch. Es wurde fleißig gearbeitet, etwas aufgebaut und im Gegenzug konnte man langsam wieder anfangen, sich etwas zu leisten. Bei unseren Großeltern kam nach dem Häuschen ein VW Käfer hinzu, mit dem die Familie viel unterwegs war. Von Sonntagsausflügen in den Pfälzer Wald zu Bekannten nach Baden-Baden bis hin zum ersten Urlaub in Italien. Opa liebte es, in seiner lebendigen Art zu erzählen, wie der Käfer mit dem 45-PS-Motor die Höhenzüge der Alpen erklimmen musste, bis es endlich auf der anderen Seite wieder runterging. Autobahnen gab es damals noch nicht. Insgesamt dauerte die Fahrt in den Urlaub drei Tage.

Abgesehen von den Urlaubsreisen war das Leben nach dem Krieg ebenso unspektakulär wie vorher auch. Oma war in dieser Zeit zu Hause – und sie war eine perfekte Hausfrau. Vor Geburtstagen und vor Feiertagen begann sie bereits Tage vorher zu kochen, zu backen und vorzubereiten, was das Zeug hält. Immer kamen große Gesellschaften zusammen, mit den Geschwistern, deren Ehepartnern und Kindern, dazu noch gute Nachbarn – es ist unglaublich, wieviel Zeit und Arbeit für diese Festivitäten eingesetzt wurden.

Aber es hat sich ja auch gelohnt. Omas Koch- und Backkünste fanden ungeteilte Zustimmung und was übrig blieb, wurde auf Teller und Platten verteilt und den Gästen nach Hause mitgegeben.

Ihre Kochkünste machten aber nicht nur die Festtage zu einem Genuss. Auch im Alltag war sie ständig dabei, die Familie mit ihren Koch- und Backrezepten zu verwöhnen. Jeden Samstag gab es Suppe mit Wurst und Hefekuchen – eine durch und durch typische Pfälzer Eigenheit. Die Hefekuchen waren ein Gedicht: locker und luftig, zum Reinbeißen lecker. Je nach Jahreszeit mal mit Äpfeln oder Zwetschgen belegt, mal dick mit Streuseln bestreut – und zwar so dick, dass vom Teig kein Krümelchen zu sehen war. Ihre Dampfnudeln waren unschlagbar gut: der Hefeteig ebenfalls sehr locker, sehr hoch aufgegangen und unten mit einer gleichmäßig dunklen Kruste – wie aus dem Bilderbuch. Dazu noch Suppe und Vanillesoß, hm, das war ein Gedicht.

Bis ins hohe Alter hat uns Oma mit ihren einfachen Rezepten verzaubert. Bis in die 90-er Jahre war sie in der Küche regsam wie kaum eine zweite. Doch nach einem Oberschenkelhalsbruch ließ die Kraft nach, die Arbeit wurde mühsam, sie konnte einfach nicht mehr. Dann haben wir uns um sie gekümmert, bis zu ihrem Tod kurz nach der Jahrhundertwende. Ja, es ist schon einige Jahre her, aber ihre Kochkunst vermissen wir noch immer.

Mit dieser Website möchten wir an sie erinnern – aber auch an all die anderen Omas in den anderen Familien, die mit ihrer jahrelangen Erfahrung die besten Rezepte kennen und kochen können. Danke an Euch alle!

 

 

 

So, und wer jetzt noch ein wenig mehr über die Macherin dieser Website erfahren möchte, hier sind ein paar Links mit weiteren Angeboten und Projekten:

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